Kurt Thomas

- geb. 25. Mai 1904 in Tönning / Schleswig-Holstein
- gest. 31. März 1973 in Bad Oeynhausen
- Dirigent, Dozent und Komponist
- Von 1961 bis 1968 Künstlerischer Leiter des Bach-Vereins Köln
- Weitere Chöre unter seiner Leitung: Thomanerchor Leipzig, Frankfurter Kantorei
- Meilensteine: Bachs »Messe in h-Moll«, Mozarts »Messe in c-Moll«
Konzertchronik Ära Thomas: 1961 bis 1968
Nach einem Musikstudium am Leipziger Konservatorium und in Darmstadt bei A.L. Mendelssohn (Komposition) übte Kurt Thomas vorwiegend Lehrtätigkeiten an erschiedenen Musikinstitutionen aus. So war er in den Jahren 1925 bis 1934 Dozent für Musiktheorie an seiner eigenen Ausbildungsstätte in Leipzig und von 1934 bis 1939 Professor in Berlin. 1939 übernahm er die Leitung des Musischen Gymnasiums in Frankfurt am Main, die er sechs Jahre lang inne hatte.
1947 wechselte er nach Detmold und bekleidete dort eine Professorenstelle an der Musikakademie. Ab 1965 war er an der Lübecker Musikakademie als Dozent für Chorleitung tätig. Kurt Thomas war daneben selbst ein vielbeschäftigter Chordirigent von hohem Ansehen. Nach Ausübung des Kantorenamtes an der Dreikönigskirche in Frankfurt (1945-1956) avancierte er zum Thomaskantor in Leipzig; diesen Posten hatte er von 1956 bis 1960 inne. In den darauf folgenden sieben Jahren leitete er die Chorkonzerte des Bach-Vereins Köln.
Kurt Thomas war auch als Komponist tätig und spezialisierte sich hier vor allem auf das Gebiet geistlicher und weltlicher Chorwerke. Er verfasste auch ein dreibändiges »Lehrbuch der Chorleitung«.
» ... das oberste Prinzip des Chordirigenten Kurt Thomas ist Klarheit, Faßlichkeit, plastische Formulierung des musikalischen Gedankens. Nichts wird übertrieben, nicht nebenbei abgetan« (Kölnische Rundschau 1961)
»Kurt Thomas … musiziert aus dem Geiste Bachs. Gleich weit entfernt von dem oft praktizierten wehleidigen Gefühl salbadernder Bibelvorleser wie von der Trockenheit stilkundiger Musikphilister, konzentriert Thomas sich auf den christlichen Erlösungsgedanken, auf jene stille Zuversicht, die auch in den Passionen tief verankert ist. Künstlerisches Mittel hierzu sind ihm die vollkommene Klarstellung aller Phrasierung sowie höchste rhythmische und klangliche Prägnanz. Fast unvergleichlich, wie Thomas den Chorälen ihre stolze, große wahrhaft monumentale Einfachheit gibt.« (Kölnische Rundschau 1962)
Nachruf auf Kurt Thomas
»Das Wichtigste beim Chorleiter ist nicht seine Technik, sondern seine Gesinnung.«
Dieser Satz steht auf den ersten Seiten des Lehrbuches über die Chorleitung, das Kurt Thomas als Dreißigjähriger verfaßte. Wenn man sein Lebenswerk überblickt, so finden sich diese Worte in seinem eigenen Schaffen und Wirken bestätigt. Er hielt Musik nicht für eine Sache, die nur einen begrenzten Kreis von Menschen angeht, sondern versuchte, sie allgemein verständlich zu machen. Sein kompositorisches Schaffen, das schon in den zwanziger Jahren, als die Erneuerung der Kirchenmusik begann, allgemeines Aufsehen erregte, bewegt sich niemals auf den Gebieten des Experiments, sondern knüpft an die Jahrhunderte alte Tradition der Musica Sacra an. In ihr fand er Quellen, aus denen er gemeinsam mit vielen bedeutenden Kollegen wie Hugo Distler, Günter Raphael oder Siegfried Reda eine Regeneration der geistlichen Musik anstrebte. Dieses Bewußtsein, in einer großen Tradition zu stehen, strahlte nicht alleine auf seine geistlichen und weltlichen Kompositionen aus, sondern befähigte ihn, ein Amt wie das des Thomaskantors in Leipzig mit künstlerischem Ernst und überragendem Können vier Jahre lang zu verwalten und neben der Frankfurter Kantorei den Chor des Bach-Vereins Köln zu einer künstlerischen Hochform zu führen.
Es gab drei Schwerpunkte im Leben von Kurt Thomas: die Komposition, die Pädagogik und damit verbunden seine Konzerttätigkeit. Gerade aber die pädagogische Wirksamkeit als Hochschullehrer in Berlin, Detmold und Lübeck, als Direktor des Musischen Museums in Frankfurt, als Thomaskantor in Leipzig und seine chorerzieherische Arbeit als Dirigent oder Initiator von Chorleiterkursen haben Generationen von Musikern und Chorsängern geprägt. Daß der Chor des Bach-Vereins Köln in den Jahren 1961 bis 1969 unter seiner Leitung arbeiten konnte, war für alle, die dem Chor verbunden waren, für den Verein selbst und für die Stadt Köln insgesamt einem Glücksfall, den die am ehesten zu schätzen wissen, die in der Nähe von Kurt Thomas gearbeitet, gesungen und sein Wirken bei uns verfolgt haben. So gedenken wir voller Ehrfurcht und mit tiefer Trauer dieser großen Persönlichkeit.
(Der Vorstand des Bach-Vereins Köln zum Tod von Kurt Thomas, 1973)