Tonoyan, Lilit
Mit der in Jerewan/Armenien geborenen und aufgewachsenen Violinistin Lilit Tonoyan verbinden sich zwei Musikkulturen auf besondere Weise: Geprägt durch die vielseitige traditionelle Musik ihrer Heimat beschäftigt sich die Künstlerin seit ihrem Studium des abendländischen Musikkanons in Deutschland intensiv mit armenischer Vokal- und Instrumentalmusik. So gründete sie 2008 das Cologne World Jazz Ensemble, welches hauptsächlich traditionelle armenische Musik mit Jazz und Improvisation verbindet. Mit der Band gewann sie 2012 einen Sonderpreis beim Citroën-Musikwettbewerb und war 2013 Finalistin bei Creole NRW.
Lilit Tonoyan kam 2007 mit einem Stipendium des DAAD aus Armenien nach Deutschland und studierte an der Hochschule für Musik und Tanz Köln in den Klassen von Prof. Ingeborg Scheerer und Prof. Albrecht Winter; dort machte sie 2012 ihren Master-Abschluss. Entscheidende Impulse erhielt sie außerdem von den Professoren Anthony Spiri (Kammermusik), Dirk Mommertz (Kammermusik), Richard Gwilt (Alte Musik) und David Smeyers (Neue Musik). Tonoyan gewann etliche Auszeichnungen bei Wettbewerben, so z.B. beim Khachaturyan-Wettbewerb in Armenien und beim Internationalen Violinwettbewerb Henri Marteau. Sie war Stipendiatin der Wagner-Stiftung, der Günther-Wand-Stiftung und der Deutschen Kammerakademie Neuss. Im Jahr 2015 erspielte sich die Violinistin mit ihrem Arrangement eines armenischen Sakralgesangs (»Ter voghormea«) sowie ihrer Interpretation einer Bach-Sonate den Kunstförderpreis der Stadt Neuss.
Aktuell beschäftigt sich Lilit Tonoyan intensiv mit der Sakralmusik Armeniens. Da es bisher keine instrumentalen Fassungen dieser Werke gibt, hat sie sich der Aufgabe gewidmet, ausgewählte Sakralgesänge des frühen Mittelalters für Violine zu arrangieren. Seit Anfang 2017 wirkt der (ebenfalls aus Armenien stammende) Cellist Davit Melkonyan im Projekt mit. Die Gegenüberstellung der zwei Welten – armenische Sakralmusik des Mittelalters und Instrumentalmusik Johann Sebastian Bachs – war von Anfang an eine bewusste Entscheidung. Bachs Kompositionen waren für sie intuitiver Ausgangspunkt bei der kreativen Auseinandersetzung mit den uralten Liedern der armenischen Kultur und wirken zudem als programmatischer Kontrapunkt. Die Spiritualität, die in beiden Welten tief verwurzelt ist, bleibt für sie eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration.