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Jugendprojekt 2008: »Brundibár«

Jugendprojekt 2008: »Brundibár«

Die Kinderoper »Brundibár« von Hans Krása (1943, Theresienstadt) erzählt die Geschichte vom letztlich erfolgreichen Kampf vieler kleiner, vermeintlich chancenloser Kinder gegen das Böse, verkörpert durch den Leierkastenmann Brundibár.

Die Geschwister Aninka und Pepíček sind in Sorge um ihre schwer kranke Mutter. Für frische Milch – das benötigte Heilmittel – reicht das Geld nicht. Auf dem Markt entdecken die Halbwaisen den Leierkastenmann Brundibár, der die Erwachsenen mit seiner Musik in den Bann zieht und mit vielen Münzen belohnt wird. Die Kinder versuchen nun ihrerseits, mit Singen das ihnen fehlende Geld zu verdienen. Aber niemand bemerkt sie, da ihre Stimmen zu schwach sind. Entmutigt gehen sie nach Hause.
In der Nacht kommen ein Hund, eine Katze und ein Spatz zu den traurigen Kindern und versprechen ihnen Hilfe. Ihr Plan: Wenn viele Kinderstimmen gegen Brundibár antreten, könnten sie etwas gegen ihn ausrichten. So trommeln sie alle Kinder aus der Nachbarschaft zusammen und üben Singen. Und tatsächlich: Am nächsten Tag will niemand mehr Brundibár hören, alle Leute kommen und lauschen ihrem Gesang. Als Aninka und Pepíček das Geld für die Milch endlich zusammen haben, schleicht sich Brundibár heran und stiehlt das Verdiente. Alle Tiere und Kinder verfolgen den Dieb und können Brundibár schließlich gemeinsam besiegen.

Hans Krása komponierte seine Kinderoper »Brundibár« 1938 und schrieb sie nach seiner Deportation in das KZ Theresienstadt erneut nieder, weil er die Partitur nicht hatte mitnehmen können. In Theresienstadt wurde die Kinderoper über 50-mal aufgeführt. Die Sänger:innen und Schauspieler:innen waren jüdische Kinder, von denen bald darauf die meisten, wie auch Hans Krása, in Auschwitz ermordet wurden.
Unter schwierigsten Umständen wurden einfache Bühnenbilder und Kostüme geschaffen. Die fröhlichen Melodien der kleinen Oper »Brundibár« begeisterten gleichermaßen Ausführende wie Zuhörer:innen und ließen eine Zeit lang die Schrecken des Lagerlebens vergessen. Die Solidarität der Schwachen gegen einen despotischen Charakter steht im Mittelpunkt der Oper. Ein echtes »Mutmachstück«.

Dieses Stück bot eine ideale Möglichkeit, Kinder durch das Medium Musik u.a. an Fragen der Zeitgeschichte heranzuführen. Jungen und Mädchen im Alter von 7 bis 15 Jahren spielten die Hauptrollen in dieser außergewöhnlichen Oper, ältere Schüler:innen führten in einer Rahmenhandlung in das Werk ein, indem sie aus Zeitzeugnissen lasen. Bei dieser Produktion gab es verschiedene Beteiligungsmöglichkeiten mit unterschiedlichem zeitlichen Aufwand. Angestrebt war eine übergreifende Zusammenarbeit der Fächer Geschichte, Musik, Ethik, Religion und Kunst. Das Stück wurde mit einem erprobten Regisseur erarbeitet und von Thomas Neuhoff, dem Künstlerischen Leiter des Bach-Vereins Köln, musikalisch einstudiert.

Mitwirkende

Solist:innen des Kinderchors der Evangelischen Lukaskirche Bonn
Schüler:innen der Europaschule Kerpen, der Gemeinschaftsgrundschule Soldiner Straße und der Kölner Domsingschule
Kammerorchester des Bach-Vereins Köln
Thomas Neuhoff, Gesamtleitung

Möglichkeiten der Beteiligung

  • Solo-Rollen mit Gesang
    Anspruchsvolle Rollen, die geübte Sänger:innen erforderten: Brundibár, Aninka und Pepíček, Milchmann, Tiere, Polizist.
  • Solo-Sprechrollen
    Wichtige Sprechrollen, die jedoch keine solistischen Gesangspartien enthielten: Zeitungsverkäufer, Eismann, Bäcker; außerdem stumme, aber schauspielerisch anspruchsvollere und umfangreichere Rollen.
  • Chorpartie
    Reine Beteiligung im Kinderchor – hier konnte jede:r mitsingen. Eine ideale Aufgabe für diejenigen, die Spaß am Singen hatten
  • Instrumentalpartien
    Schwierige solistische Instrumentalpartien, die hoch entwickelte junge Musiker:innen erforderten
  • Leserollen
    Ältere Schüler:innen lasen in der Rahmenhandlung aus Dokumenten der Internierten von Theresienstadt oder Berichten über die dortigen Lebensverhältnisse.
  • Herstellung von Bühnenbild und Requisiten, Kostümentwurf
    Herstellung des – analog zu den Verhältnissen in Theresienstadt – einfachen Bühnenbilds und der einfachen Kostüme im Rahmen des Kunstunterrichts.

Aufführungen

  • 17. April 2008: Aula der Kölner Domsingschule (Klavierfassung)
  • 23. April 2008: Aula der Europaschule Kerben (zwei Aufführungen: Klavier- und Orchesterfassung)
  • 25. April 2008: Aula der Gemeinschaftsgrundschule Soldiner Straße, Köln-Lindweiler (Klavierfassung)
  • 1. Mai 2008: Kindertag in der Kölner Philharmonie (Orchesterfassung)

jugendprojekt2008

Pressestimmen

»... Riesenbeifall für die kleinen Sänger, Tänzer und Darsteller der Gemeinschaftsgrundschule Soldiner Straße. Zwei Mal haben sie Hans Krasas Kinderoper Brundibár gespielt, zwei Mal war die Aula voll besetzt. Die Arbeit hat sich gelohnt. Ein halbes Jahr lang hatte Musiklehrer Reinhold Ide mit dem Schulchor die kindgerechte, aber dabei anspruchsvolle Musik des Prager Komponisten eingeübt. Hinzu kamen Bühnenproben mit Thomas Neuhoff, dem Leiter des Kölner Bach-Vereins, der schon länger auch musikpädagogische Projekte anbietet. Neuhoff hat Krasas Orchesterbegleitung für Klavier arrangiert. Jetzt leitete er die herzerfrischende Aufführung als Regisseur, Souffleur und Klavierbegleiter.« (Kölner Stadt-Anzeiger, 1./2. Mai 2008)

»... Die historischen Fakten stimmen nachdenklich. Schülerinnen der 10. Klassen berichten etwa über den Alltag der Kinder im Konzentrationslager Theresienstadt. Schülerin Eva Vosen singt: ›Und der Regen rinnt‹ – bewegende Worte, die aus der Feder von Ilse Weber stammen, einer Autorin, die ebenfalls nach Theresienstadt deportiert wurde. Da muss erstmal ordentlich durchgeatmet werden. Und den rund 400 Besuchern in der Aula des Europagymnasiums wird klar, dass die folgende Aufführung der Kinderoper ›Brundibár‹, so bunt und fröhlich sie auch daherkommen mag, trotzdem noch ein Zeugnis der unmenschlichen Verbrechen der Nazi-Diktatur ist. Rund 70 Kinder kommen auf die Bühne ... und erzählen singend und tanzend die Geschichte rund um die Geschwister Aninka und Pepicek.« (Kölner Stadt-Anzeiger, 29. April 2008)

»... Der begeisterte Applaus, den die jungen Künstler nach der Oper zu Recht ernteten, hätten auch die älteren verdient gehabt. Wie junge Menschen sich diesem ernsten Kapitel der Geschichte näherten, berührte das Publikum jedoch merklich. Daher darf der verhaltene Applaus als Beweis dafür gelten, dass die Kerpener Gymnasiasten mit ihrer Aufführung den richtigen Ton getroffen haben.« (Kölnische Rundschau, 28. April 2008)